Zwei gezeichnete Köpfe auf blauem Hintergrund
melita - stock.adobe.com

Glaub nicht alles, was du denkst

Psyche und Kraft

Kraft

Wenn wir im Alltag etwas beobachten, suchen wir fast automatisch nach Ursachen. Beobachten wir einen Streit, passiert es fast automatisch, dass wir den Verursacher dieses Streits recht schnell identifizieren und eine (für uns) einleuchtende Erklärung dafür haben. Wir – besonders unser Gehirn – brauchen diese „Abkürzungen“.

Wenn es darum geht, dass wir uns etwas erklären und auf Ursachensuche gehen, ist es auch für unser Wohlbefinden entscheidend, wie wir vorgehen. Stellen Sie sich vor, Sie müssen einen Test absolvieren und sind erfolgreich; dann denken Sie vermutlich „Glück gehabt“ oder „Meine Anstrengung und Vorbereitung waren gut“. Beide Gedanken haben vielleicht ihre Berechtigung, aber welcher der beiden Gedanken kann stärken, kräftigen und Mut machen für die Zukunft? 

Optimistischer Denkstil 

Erfolge durch eigene Anstrengung und gute Vorbereitung zu erklären, gehört zu einem optimistischen Denkstil, der stärkend und schützend wirken kann. Erklären wir unsere Erfolge als durch Glück verursacht, nehmen wir Erfolge als unkontrollierbar und unbeeinflussbar wahr, was wiederum zu Ängsten führen kann. Wenn es um psychische und physische Kraft und Stärkung geht, wäre es also nicht besonders hilfreich, wenn wir unsere Erfolge mit etwas erklären, was außerhalb unseres Einflussbereichs liegt. In der Psychologie werden diese individuellen Ursachenerklärungen auch als Attributionsstile bezeichnet. 

Pessimistischer Denkstil 

Bleiben wir bei unserem Test und nehmen an, Sie haben nicht so gut abgeschnitten. Sie können denken „Ist ja klar, ich kann nichts“ oder aber Sie denken „Die Aufgaben waren zu schwer“. Die erste Ursachenerklärung ist ein pessimistischer Denkstil, weil hier davon ausgegangen wird, dass man einfach immer und überall versagt. Der zweite Gedanke berücksichtigt auch Umgebungsbedingungen und den Kontext, in dem wir einen Misserfolg verbucht haben. Es ist nämlich nicht unerheblich, ob wir davon ausgehen, dass wir immer und überall versagen oder nur unter bestimmten Bedingungen und Kontexten. Die beschriebene Attribution und die Attributionsstile im Allgemeinen wurden in vielfältigen Studien u.a. im Feld der Sozialpsychologie (vgl. Fritz Heider 1977; Bernhard Weiner 1995) erforscht. Schnell wurde deutlich, wie wichtig der Denkstil für psychische und physische Stärke und Widerstandskraft, die sogenannte Resilienz, ist. Während ein pessimistischer Denkstil mit Hilflosigkeit, Resignation und Depressionen in Verbindung gebracht wird, stärkt ein optimistischer Denkstil Kompetenzerleben, Stolz, Selbstvertrauen und Mut für zukünftige Aufgaben. Es ist also nicht unerheblich, wann wir was und wie denken und bestenfalls schöpfen wir daraus Kraft, Mut und Stärke. 

Zurück