Bei einem Patientin wird die Sauerstoffsättigung gemessen.
Die Versorgung auf der Intensivstation ist für die Patienten mitunter sehr belastend.

Delirmanagement auf der Intensivstation

Weniger Lärm und Licht für den richtigen Tag-Nacht-Rhythmus

Bis zu 30 Prozent der kritisch kranken Patienten auf der Intensivstation erleben ein Delir, also einen akuten Zustand der Verwirrtheit. Besonders betroffen sind ältere Patienten, die gleich mehrere Krankheitsbilder aufweisen. Mit einfachen Maßnahmen versucht das Team der Intensivstation im St. Antonius Krankenhaus, seine Patienten zu unterstützen.

Betroffene leiden unter einem gestörten Tag-Nacht-Rhythmus, Angst und Stress. Aber auch die ungewohnten Geräusche, Lichteinflüsse, der Verlust von Autonomie und die Kontrolle über Körperfunktionen – also die typischen Begleiterscheinungen einer Therapie auf der Intensivstation – machen ihnen zu schaffen. 

Tag-Nacht-Rhythmus

Porträt eines Mannes
Dr. med. Thorsten Schneider ist Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik am St. Antonius Krankenhaus.

Da sich die Prophylaxe, aber auch die medikamentöse Therapie eines manifesten Delirs als sehr schwierig gestaltet, sucht das Team der Intensivstation beim Delirmanagement nach kreativen Maßnahmen, um seine Patienten zu unterstützen und wenn möglich vor einem Delir zu bewahren.

Eine davon ist die Etablierung eines adäquaten Tag-Nacht-Rhythmus für die Patienten. Dabei kommt der Gestaltung des Tagesablaufs einer Intensivstation mit wechselnden Lichteinflüssen und unterschiedlichen Lärmbelästigungen eine größere Bedeutung zu, als bisher angenommen.

Messungen mit einer Lautstärkeampel ergaben, dass die Arbeit am Patientenbett und die übliche Kommunikation auf dem Flur Spitzenwerte von über 80 Dezibel erzeugen. Das entspricht einer Lärmbelästigung ähnlich einer belebten Hauptverkehrsstraße. Ebenso erzeugt das plötzliche Anschalten eines üblichen Standardlichts eine Helligkeit, die bereits bei vielen Patienten das Schlafverhalten massiv beeinträchtigen und damit ein Delir begünstigen kann. Ziel muss es also sein, mögliche Lärm- und Lichtbelastungen auf der Intensivstation auf ein Minimum zu reduzieren. Das gilt nicht nur nachts, sondern auch tagsüber. 

Lärm auf der Intensivstation verhindern

Der erste Schritt war es, die von Menschen verursachte Lärmbelästigung zu reduzieren. So werden mittlerweile Telefonate, wenn immer möglich, nicht auf Fluren oder in Patientenzimmern geführt. Vorbereitungen von Infusionen, mit Aufreißen von Verpackungen, erfolgen, falls möglich, vor dem Zimmer, vor allem nachts. Weitere Schritte hin zur „ruhigen Intensivstation“, fachsprachlich „Silent-ICU“ (ICU = Intensive Care Unit), sind adäquate Einstellungen der Überwachungsgeräte, ohne dabei die Patientensicherheit zu gefährden.

Außerdem tragen manche Patienten geräuschunterdrückende Ohrstöpsel. Zukünftig sollen auch bauliche Maßnahmen einen Beitrag leisten. So werden moderne Lichtsysteme eingeplant, die durch Farbpanels mit natürlichem Licht und einem simulierenden Tag-Nacht-Rhythmus sogar präventiv dem Delir entgegenwirken können. Manche lärmverursachenden Tätigkeiten sollen darüber hinaus auf extra dafür vorgesehene Arbeitsflächen vor den Zimmern der Intensivstation verlagert werden.

St. Antonius Krankenhaus
Schillerstraße 23
50968 Köln-Bayenthal
Telefon 0221 3793-0
www.antonius-koeln.de

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