Ein solches Konzept der Psychiatrie stellt zum Beispiel das der Soteria dar. Es ist eine alternative Behandlung von Menschen in psychotischen Krisen. Mit einer möglichst Ein-zu-eins-Betreuung der Patienten sollen weniger Zwangsmaßnahmen, weniger Einsatz von Psychopharmaka, eine wohnliche Atmosphäre und eine offene Stationsführung angewandt werden. Da dieses Konzept in seiner Gänze nicht finanzierbar ist, kann es allenfalls darum gehen, einzelne Elemente umzusetzen. Dazu hat die Psychiatrische Fachklinik MARIENBORN gGmbH ein Projekt unter der Leitung des Stellvertretenden Pflegedirektors Guido Fleckenstein erarbeitet.
Nicht jeder darf die Psychiatrie verlassen
Es sei zum besseren Verständnis erwähnt, dass die ausgewählte Station auch Patienten und Patientinnen behandelt, die per PsychKG untergebracht sind. Dieses Gesetz über die Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten regelt die freiheitsentziehende Unterbringung psychisch kranker Menschen im Falle akuter Selbst- und Fremdgefährdung in einem psychiatrischen Fachkrankenhaus. Diese Patienten können zu ihrem Schutz vorübergehend die Psychiatrie nicht verlassen. Die Projektgruppe musste also eine Lösung finden, diesen Schutz zu gewährleisten, aber auch den anderen Patienten den ärztlich genehmigten Ausgang zu ermöglichen. Dazu wurden die Stationstüren geöffnet und eine Pflegeperson im Ein- beziehungsweise Ausgangsbereich der Station positioniert.
Gespräche mit den Mitarbeitern der Psychiatrie
Der Mitarbeiter sitzt zumeist an einem Tisch und erledigt von dort aus einige Arbeiten. Einige Patienten setzen sich gern zum pflegerischen Mitarbeiter und es ergeben sich häufig intensive Gespräche. Erste Erfahrungen haben gezeigt, dass die meisten Patienten der Psychiatrie diese Lösung gut annehmen und sich die Atmosphäre auf der Station deutlich entspannt hat. Es muss erwähnt werden: Ein solches Projekt steht und fällt mit der jeweiligen Personalsituation auf der Station. Die psychisch kranken Patienten und das behandelnde Team sind sich jedoch einig: Wir sind schon einen kleinen Schritt zu mehr Qualität und Patientenautonomie in der Psychiatrie weitergekommen: Von den 175 Planbetten der Klinik sind nur noch 17 Betten „geschlossen“ geführt.