Wenn die eigenständige Versorgung nicht mehr gelingt, womöglich zuvor schon ein Rückzug vom sozialen Leben erfolgt und Hilfe nötig ist, wird die externe Versorgung von den Betroffenen manchmal vehement abgelehnt. Misstrauen, Beeinträchtigungserleben und Verarmungsideen sind häufig. Sogar Verfolgungsgedanken können entstehen – auch im Alter kann eine Schizophrenie ausbrechen. Unbeteiligt-Sein oder Vergesslichkeit, Konzentrations- und Schlafstörungen oder motorische Unruhe können sowohl durch eine Demenz als auch durch eine Depression verursacht sein, ebenso Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme. Missmut betrifft häufig die älteren Herren. Eine Aufhellung gelingt manchmal im längeren, der Person zugewandten Gespräch. Feine Anzeichen für Lebensmüdigkeit sind wichtig zu beachten; das Suizidrisiko ist hier besonders hoch.
Demenz und Depression
Die häufigsten psychischen Probleme im Alter resultieren aus einer Demenz und Depression. In der ersten Phase der Demenz wird die Einschränkung anfangs oft nicht bemerkt und Hilfe empört abgelehnt. Freundliche Zuwendung und der Rückgriff auf Bekanntes, zum Beispiel durch das gemeinsame Singen, wirkt manchmal Wunder – der unabänderliche Verlauf wird leichter erträglich. Körperliche Beschwerden und Schmerzen über die organischen Ursachen hinaus können zu einem eigenständigen Leiden werden. Selbst stärkste Schmerzmittel helfen dann nicht, eine rein medizinische Behandlung ebenso wenig. Dem Mitteilungsbedürfnis entgegenzukommen hilft, ein Verständnis für die Krankheitsbilder zu entwickeln und Linderung zu ermöglichen. Abneigung gegen körperliche Nähe, extreme Schamhaftigkeit und gleichförmig wiederkehrende Albträume können auch Hinweise auf psychische Traumata sein.
Die heute über 80-Jährigen waren Kinder im Zweiten Weltkrieg und haben oft Grausames erlebt. Eine Begegnung mit Toleranz, Respekt und Mitgefühl fällt oft nicht leicht, ist in diesem Fall aber besonders wichtig und hilfreich. Verlust und Trauer können zu Rückzug in eine eigene Welt führen. Der verlorene Partner wird manchmal lebensecht in typischer Haltung erblickt, zum Beispiel im Sessel sitzend und zeitunglesend, und auch sonst oft als gegenwärtig erlebt. Trugwahrnehmungen solcher Art werden meistens schamhaft verschwiegen; sie sind kein Zeichen für Schizophrenie. Interesse für die Umgebung wiederzuerwecken unterstützt dabei, die lang andauernde Trauerreaktion zu überwinden.
Mitmenschliches Einfühlungsvermögen ohne Betulichkeit, „einfach da sein“ – gemäß dem Motto der Cellitinnen – hilft, Orientierung und Geborgenheit zu schaffen, trägt zum Wiedergewinn von Lebensqualität und Lebensfreude bei, lindert oft eindrucksvoll schweres Leiden und sorgt ganz nebenbei auch dafür, die Medikamenteneinnahme zu reduzieren.