Ein wichtiges Thema, zu dem uns viele ältere Patienten Fragen stellen, ist die sogenannte postoperative kognitive Dysfunktion (POCD), die umgangssprachlich – wenn auch nicht ganz korrekt – als „Delir“ bezeichnet wird. Es handelt sich hierbei um eine neu aufgetretene kognitive Funktionsstörung im Anschluss an eine Narkose, welche die Merk-, Lern- und Konzentrationsfähigkeit sowie die Aufmerksamkeit beeinträchtigt. Bislang sind die Mechanismen, die zu einer POCD führen, noch nicht geklärt. Gleichzeitig gibt es keine Beweise dafür, dass Narkosemedikamente ursächlich zur Entstehung einer POCD beitragen oder dass eine POCD nach einer örtlichen Betäubung seltener auftritt als nach einer Vollnarkose. Ein sorgfältiges Vorgehen der Anästhesie trägt jedoch wesentlich mit dazu bei, das Risiko für eine POCD zu reduzieren.
Anästhesie: Aktuelle Studien berücksichtigt
So haben aktuelle Studien unter anderem gezeigt, dass in der Anästhesie traditionell vor der Narkose verabreichte „Entspannungstablette“ (Benzodiazepine), mitursächlich für eine POCD bei älteren Menschen ist. Neben zahlreichen Konzepten, die bereits seit Jahren erfolgreich im Severinsklösterchen angewendet werden, haben wir die Benzodiazepine durch moderne, schonende Medikamente mit ähnlicher Wirkung ersetzt. Diese Substanzen (Clonidin, Dexmedetomidin) konnten die Häufigkeit einer POCD teilweise verringern.
Ein kompetenter Ansprechpartner zu sein, bedeutet für unsere Anästhesie in diesem Zusammenhang auch, sich speziell auf jeden Patienten einzustellen. Deshalb entscheiden wir im Aufklärungsgespräch immer individuell, ob ein Entspannungsmedikament vor der Narkose verabreicht wird oder nicht. Wir sind überzeugt davon, dadurch einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Häufigkeit einer POCD zu leisten und die Anästhesie für ältere Patienten im Severinsklösterchen noch sicherer machen zu können.